Feuerdrachen

Ein Drache in der Feuerschale

Das Gespräch mit den Drachen fand 2016 statt Leider hat sich die Weltlage seitdem (wir haben 2023) weiter verschlimmert, sodass die mahnenden Worte des Herrschers weiterhin aktuell sind.

Drachen sind Wesen, über die Menschen in aller Welt seit Urzeiten sprechen. Für die Chinesen sind sie Glücksbringer, bei den Menschen in vielen anderen Ländern gelten sie als bösartig.

Gab es Drachen wirklich, oder sind sie, wie die Menschen heute glauben, Fabelwesen? Wieso haben sie schon in grauer Vorzeit rund um den Erdball zu Sagen und Legenden geführt? Fragen über Fragen.

Zu den Drachen bringt mich ein Drache, auf dessen Rücken mein Schutzengel und ich reiten.

Wir erreichen ein Gebirge mit spitzen Gipfeln. Das Gestein ist dunkel. Es sieht aus, als wenn die zackigen Bergketten vulkanischen Ursprungs seien. Er verliert etwas an Höhe und ich sehe vor uns ein Tal mit wunderbar grünem Gras und blühenden Blumen. Tiere weiden dort, Rehe, Einhörner, Hasen, Insekten, Schmetterlinge … Der Drache landet.

„Hat dir der Flug gefallen?“, möchte er wissen.

„Er war sehr schön“, antworte ich wahrheitsgemäß.

„Steige jetzt ab.“

Sternchen und ich verlassen den Rücken des Drachens und schon treffen meine Freunde ein. Auch sie hatten Drachen als Reittiere.

Unsere Reit-Drachen mischen sich unter die weidenden Tiere und grasen. Ein mächtiger Drache kommt feuerspeiend auf uns zu, er speit aber nicht in unsere Richtung. Er ist dunkelgrün, hat furchterregende Krallen und glühende Augen. Er besitzt eine rote Zunge, weiße spitze Zähne und einen langen Kopf, der mich an ein Krokodil erinnert. Ich finde, Drachen ähneln ein wenig den Krokodilen, sie sind nur anders gebaut und haben Flügel.

„Uns mit Krokodilen zu vergleichen, ist ziemlich heftig“, sagt der Drache, der auf uns zukommt, „aber deine Leser haben so einen Eindruck davon, wie wir aussehen. Ich bin hier, um dich abzuholen. Folgt mir.“

Der Drache dreht sich um und geht ohne ein weiteres Wort voran. Wir verlassen die Wiese und erreichen einen Pfad, den schon viele Drachen vor uns gegangen sein müssen, denn er ist tief ausgetreten. Er führt zwischen Felsen hindurch, auf denen Drachen sitzen. Sie scheinen Wache zu halten.

Am Ende des Pfades öffnet sich ein herrlicher Talkessel, der fast aussieht wie das Paradies der Trolle. Es wächst, blüht und gedeiht alles in diesem sonnigen Talkessel und auch ein silberner Bach fließt hindurch, ich höre ihn plätschern.

Das Tal ist voller Drachen. Auf einem Platz in der Mitte sehe ich ein ehrwürdig aussehendes Paar. Es scheint alt zu sein, das dunkle Grün ist bei beiden etwas verblasst, aber die Augen leuchten so frisch und klar wie bei keinem anderen Drachen.

„Kommt näher, ihr braucht keine Angst zu haben. Drachen fressen euch nicht“, sprechen sie uns an.

Wir verbeugen uns vor den beiden, denn sie sind zweifellos die Herrscher in diesem Drachenland.

„Du hast Recht, wir sind die Herrscher. Man nennt uns nicht König und Königin, sondern Herrscher und Herrscherin. Ich begrüße euch im Land der Drachen und freue mich, dass ihr den Weg zu uns gefunden habt. Renate, dass du keine Angst hattest und nicht geflohen bist, als der Drache auftauchte, war sehr mutig von dir.“

„Ich weiß, dass mir nichts passieren kann und Sternchen war bei mir.“

Sternchen kichert, sie sitzt immer noch auf meiner Schulter.

„Sternchen ist eine gute Ratgeberin. Höre auf sie, sie weiß immer Bescheid.“

„Das habe ich schon mitbekommen“, stimme ich zu.

Sie kichert immer noch und wuselt mein Haar. Aber jetzt fliegt sie zum Einhorn und setzt sich auf dessen Rücken.

„Nehmt Platz.“

Wie gewohnt tauchen Bänke auf. Die beiden Drachen sitzen nicht auf Thronen, sondern liegen weich auf einer Fläche, die mit Gras, Stroh und Heu ausgelegt ist.

„Drachen sind auf der Erde ausgestorben, aber in der Anderswelt leben wir weiter. Obwohl wir feinstofflich geworden sind, haben wir immer noch eine wichtige Funktion für die Erde. Es gibt viele Menschen, die Drachen bewundern und glauben, dass sie von Drachen begleitet werden, Drachenenergien ihr Eigen nennen, mit Drachenenergien arbeiten. Nun gut, lasst sie in ihrem Glauben. Wir Drachen sind Helfer von Mutter Erde.“

„Was macht ihr auf der Erde?“

„Wir legen Feuer! Wenn Mutter Erde beschließt, dass irgendwo ein Waldstück brennen soll, damit Neues entsteht, ruft sie uns und mit unserem Atem entfachen wir das Feuer. Die Feuergeister unterstützen uns. Wenn wir das Feuer gelegt haben, brennen sie nieder, was Mutter Erde vernichtet haben möchte.“

„An so etwas habe ich nie gedacht.“

„Du hast dich mit diesen Dingen nicht befasst. Du weißt, dass es Waldbrände gibt, für die Menschen keine Erklärung haben.“

„Das weiß ich. Wenn es sehr heiß ist, brennen oft Wälder. Aber das Feuer kann auch durch eine Scherbe, einen Blitz oder so ausgelöst sein.“

„Das denken die Menschen, aber es sind die Drachen. Manche Dinge müssen zerstört werden, damit Neues wachsen kann.“

„Leider wachsen dann oft Häuser und nicht Natur.“

„Das wissen wir und deshalb sind wir und Mutter Erde sehr traurig. Trotzdem müssen wir zerstören, Altes muss hinweggefegt werden, um Platz für Neues zu schaffen. Dafür sind wir Drachen zuständig, indem wir Feuer legen.“

„Die Riesen zerstören auf ihre Art[i] und wir auf unsere. Wir arbeiten auch zusammen, aber die Riesen haben Angst vor uns, weil wir vor langer Zeit aus Versehen einen von ihnen angebrannt haben. Wir konnten ihn retten, aber trotzdem haben sie Angst.“

„Also, Mutter Erde sagt, ‚ich möchte dieses Waldstück erneuern‘ und ihr geht hin und setzt es in Brand?“

„Ja.“

„Was ist mit den Menschen, die sagen, dass sie mit Drachen und Drachenenergie arbeiten?“

„Darüber reden wir jetzt nicht. Menschen sind manchmal mit sehr viel Phantasie gesegnet.“

„Gibt es auch noch andere als Feuerdrachen?“

„Es gibt nicht nur Feuerdrachen. Aber nur wir leben in diesem wunderschönen Tal in der Anderswelt. Wir sind nicht viele. Du weißt, dass wir auf der Erde ausgestorben sind. Wenn eine Tierart die Erde verlässt, gibt es davon immer einige Exemplare in der Anderswelt. Du hast etliche bei Manitu gesehen.“[ii]

„Drachen habe ich dort nicht gesehen.“

„Du hast nicht alle Tiere gesehen, denn dann müsstest du mehrere Wochen bei Manitu bleiben.“

„Ich verstehe … Jetzt bin ich verdutzt. An Feuer habe ich überhaupt nicht gedacht. Ich habe einen Drachen bei der Elfenkönigin gesehen, der war nicht dazu da, Feuer zu machen, sondern zu beschützen.“

„Auch das ist eine Aufgabe der Drachen. Wir beschützen in der Anderswelt in erster Linie Reiche, die von Frauen regiert werden. Frauen sind nicht mit Waffen bewandert und können sich nicht wehren, wenn sie überfallen werden.“

„Es wird erzählt, wir hätten auf der Erde Frauen entführt. Das stimmt. Wir haben sie aber nur entführt, um sie zu beschützen. Wenn ein böser Mann eine schöne Prinzessin heiraten wollte, die unter ihm gelitten hätte, haben wir die Prinzessin entführt. Wir haben sie nicht in das Land der Drachen gebracht, sondern dorthin, wo es ihr gut geht. Aber das berichten eure Märchen nicht – ist auch egal, weil diese Zeiten vorbei sind. Wir leben nur noch in der Anderswelt und hier entführen wir keine Prinzessinnen, keine Feen und auch keine Elfen. Wir passen auf sie auf.“

„Wir sind machtvoll, wenn wir kämpfen. Feuer reinigt, Feuer ist eine mächtige Waffe gegen die dunklen Kräfte. Sie kommen nur selten, weil sie Angst haben, sich in unserem Feuer zu wandeln, wie soll ich das ausdrücken – auf einmal gut zu werden. Sie wollen es nicht. Einige kommen aber bewusst und lassen sich von uns Drachen verbrennen. Sie haben erkannt, dass das Böse keine Zukunft hat, aber es sind wenige.“

„Euer Feuer ist eine wunderbare Sache. Ich freue mich, dass ihr die Elfen beschützt und auch die Feen.“

„Wir beschützen die Elfen, Feen und andere weibliche Völker in der Anderswelt, die du noch nicht kennengelernt hast. Du wirst sie kennenlernen, da bin ich sicher.“

„Beschützt ihr auch das Besondere Land?“

„Wir schützen seine Außengrenzen, weil die Seelen in dem Besonderen Land die Begehrlichkeit der dunklen Kräfte wecken. Sie versuchen, sie abzuwerben, aber so weit kommt es nicht, weil wir Drachen aufpassen.“

„Wir sind die Beschützer in der Anderswelt und die Helfer von Mutter Erde. Du hast dir überhaupt noch keine Gedanken über Drachen gemacht?“

„Das habe ich nicht und ich bin erstaunt – zum einen, dass ich hier bin, und zum anderen über die Informationen.“

Der Drache lacht. „Du hast noch viele Gastgeber, die Schlange stehen und dir Neues erzählen werden, aber heute haben wir dich gerufen. Wir wollen dich warnen.“

„Wovor?“

„Vor dem Feuer des Krieges. Es kommt immer näher. Sucht euch Schutz.“

„Wie soll ich mich vor dem Feuer des Krieges schützen?“

Der Herrscher antwortet nachdenklich: „Das ist eine gute Frage. Die Erde bietet nicht viel Schutz. Wenn wirklich Bomben geworfen werden, fallen sie flächendeckend. Du müsstest das Land verlassen, aber es wird kaum ein Land geben, in dem die Bomben nicht fallen.“

„Ihr Menschen, betet in der Natur zu den Göttern, dass dieses Szenario nicht eintritt. Noch könnt ihr es verhindern. Betet für Frieden – nicht innerhalb eurer vier Wände, sondern draußen! Zündet Kerzen an mit dem Wunsch nach Frieden. Die Kerzen tragen das Anliegen zu den Göttern und ins Universum. Noch kann die Entwicklung gestoppt werden.“

„Ich möchte nicht, dass ein weiterer Krieg ausbricht. Er könnte das Ende der Menschheit bedeuten. Manche Staaten werden sich nicht scheuen, Atombomben zu werfen. Wie kurzsichtig! Sie müssen doch wissen, dass sie Mutter Erde mit ihren Bomben zerstören, dass der Fallout vom Wind über den ganzen Erdball getragen wird. Selbst, wenn sie sich in Bunker zurückziehen, was manche vorhaben, werden sie nicht überleben. Bis die Erde wieder bewohnbar ist, dauert es viele tausend Jahre. Das werden diese Menschen und ihre Nachkommen nicht überleben. Der Mensch kann ohne Sonne nicht sein. Eine künstliche Sonne kann die richtige Sonne nicht ersetzen.“

„Sage das den Menschen, die mit dem Gedanken spielen, Krieg zu führen und in Bunker zu flüchten. Sie und keiner ihrer Nachfahren wird überleben. Die Erde wird tot sein wie der Mars und die Venus. Nur langsam wird Mutter Erde die Kraft finden, wieder Neues wachsen zu lassen. Das wird viele Jahre dauern und dann gibt es keine Menschen und keine Tiere mehr, wie ihr sie heute kennt. Mutationen vielleicht.“

„Die Tiere überleben?“

„Insekten und Bodentiere eventuell, aber die Säugetiere überleben es nicht.“

„Du machst mir Angst. Aber es hat keinen Sinn, zu fliehen, das hast du mir deutlich gemacht. Es gibt kein Mittel, mich zu schützen. Ich könnte in die Anderswelt fliehen, aber mein Körper würde trotzdem zerfallen. Das würde auch keinen Sinn machen.“

„Ihr habt immer noch Mittel in der Hand, um den Krieg zu verhindern. Betet draußen, damit die Götter euch hören, damit das Universum euch erhört, Padre und Madre Universalis. Sie haben die Macht, betet zu ihnen.“

„Ich habe lange nichts von ihnen gehört.“

„Im Moment beschäftigen sie sich mit anderen Planeten, auf denen die Kriegsgefahr noch größer ist als bei euch.“

„Ich dachte, die Götter können sich vervielfältigen.“

„Das können sie auch, aber sie haben Haupt- und Nebenenergien und die Hauptenergien sind im Moment auf die anderen Planeten gerichtet. Ihr bekommt Nebenenergien, weil die Kriegsgefahr bei euch nicht ganz so groß ist. Ihr habt es immer noch in der Hand, das Steuer herumzureißen.“

„Ich habe gehört, dass Drachen weise sind.“

„Drachen sind sehr weise.“

„Können Drachen in die Zukunft sehen?“

„Nur manchmal. Du weißt, dass die Zukunft nicht eindeutig ist. Es ist ein mögliches Szenario, das ich dir vorgestellt habe. In diesem Moment ist es das Wahrscheinlichste, aber im nächsten Moment kann etwas passieren, das die Zukunft verändert. Ich wünsche, dass etwas passiert, das sie zum Guten verändert. Ihr guten Menschen, ihr könnt dazu beitragen durch eure Gebete, eure Wünsche, eure Rituale, euren Willen, Frieden zu haben.“

„Ich habe Hoffnung, dass wir es abbiegen, dass genug Menschen deine Botschaft hören, lieber Drache, sie sich zu Herzen nehmen und handeln.“

„Das wünsche ich auch. Ich wünsche es der Erde und ich wünsche dir, dass du nicht in einem Feuersturm zu Asche zerfällst.“

„Die Seele überlebt solch einen Feuersturm?“

„Sie überlebt diesen Feuersturm, aber sie ist geschädigt und braucht lange Zeit, um wieder eins zu werden.“

„Der Feuersturm ist so heiß, dass er die Seele berührt?“

„So ist es, aber die Seele heilt sich, es dauert nur sehr lange.“

„Ich verstehe. Es ist nichts Gutes, was da kommt.“

„Wenn es so kommt, ist es nichts Gutes, aber ihr habt es in der Hand, jeder für sich. Ihr müsst nicht gemeinschaftlich beten, aber betet draußen für den Frieden. Vater Mars hat es erklärt[iii], nehmt ernst, was er gesagt hat. Das war mein Schlusswort.“

„Lieber Drache, ich freue mich über die Informationen, die ich von dir über die Drachen bekommen habe, aber über deinen Blick in die Zukunft bin ich geschockt.“

„Ich kann es nicht ändern, es ist das, was ich sehe. Aber ich sehe auch einen Hoffnungsschimmer, der war nicht dort, bevor ich mit dir gesprochen habe. Die Feuer verblassen. Ihr, die ihr betet und euch für Frieden einsetzt, werdet es schaffen, ich bin optimistisch. Wenn ihr das erreicht, war dieses wichtige Gespräch ein Erfolg.“

„Lieber Drache, ich danke dir. Darf ich deinen Namen erfahren?“

„Lache nicht, ich heiße Draco.“

„Doch ich muss lachen, weil viele Drachen Draco heißen. Und wie heißt deine Begleiterin?“

„Meine Begleiterin heißt Annabel.“

„Jetzt bin ich erstaunt, weil eine gute Bekannte auch Annabel heißt.“

„Ich weiß und sie hat auch etwas von den Drachen an sich. Drachenfrauen sind sehr eitel.“

„Echt? Wie schmücken sie sich? Die Herrscherin ist nicht geschmückt.“

„Sie wollte euch schlicht empfangen, aber Drachenfrauen schmücken sich gern. Sie hängen sich Ketten um den Hals, lackieren ihre Krallen, schminken sich. Sie machen sich wirklich schön und ziehen sich, wenn sie nicht fliegen müssen, auch Kleider an.“

„Es ist gesagt, was gesagt werden musste. Hast du noch Fragen?“

„Ihr überrascht mich immer wieder und ich hätte noch wahnsinnig viele Fragen, aber nicht heute. Ich weiß noch nichts über Drachenkinder, Ausbildung, wie ihr wohnt, eure Gesellschaftsform, wie ihr lebt, ob ihr Paare habt, all das und viel mehr.“

„Die Antworten erhältst du, wenn du uns wieder besuchst.“

„Ich danke dir Draco, Herrscher der Drachen.“

„Ich bedanke mich für das Gespräch und dein Kommen und ich danke deinen Begleitern, dass sie ebenfalls den Mut hatten, hierher zu kommen.“

„Wo Renate hingeht, gehen auch wir hin.“

„Das ist eine gute Einstellung. Wir sind stolz auf die Begleitung von Renate, ein toller Haufen.“

Sie lachen. „Haufen ist gut.“

„Eine großartige Gruppe.“

„Eine wunderbare Gruppe. Ich liebe sie sehr“, unterstreiche ich.

„Das ist auch richtig so.“

Draco und Annabel stehen auf und drehen sich um. Sie verlassen uns.


[i] Riesen zerstören Bäume und Steine, um Platz für Neues zu schaffen.
[ii] Siehe „Elfen, Götter, Feuergeister“
[iii] Siehe „Götter, Engel, Lichtgestalten“

Gekürzter Auszug aus dem Buch: Von Einhörnern, Drachen und Reisen durch die Zeit

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